Jenny sieht rot
Ein Pöttinger-Silierwagen im Einsatz
Es ist Ende April. Die Sonne scheint. Die Menschen genießen die Wärme. Die Eisdielen sind gut besucht. Ich bin unterwegs im PflasterHans-Land. Mein Blick bleibt an den Todesanzeigen am Rand der Autobahn hängen. Die Kampagne heißt „Runter vom Gas“ Im Schnitt sterben in Deutschland täglich 14 Menschen durch Verkehrsunfälle. Unfallursache Nummer eins: überhöhte Geschwindigkeit.
Da leuchtet mein Mobiltelefon auf. Ich sehe, dass Jenny mich anruft. Sofort verschwinden meine düsteren Gedanken an die Verkehrstoten.
Jenny war mit ihrer Schwester unterwegs. In Callbach, Kreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pflanz, tauchte plötzlich etwas vor ihnen auf der Straße auf. Es war groß. Es war beeindruckend. Es war rot. Es war ein Pöttinger Silierwagen. Jenny fragt sich nun „Was macht ein Pöttinger Silierwagen?“ Diese Frage gibt sie wie üblich an mich weiter. Ich sichere ihr zu, mich darum zu kümmern. Es ist Frühling, und während andere gemütlich in der Eisdiele sitzen, hält diese Frau mich auf Trab.
Auf dem Weg nach Callbach fahre ich an Kirchheimbolanden vorbei. Dort treffe ich mich mit meinem Freund und Kollegen Zickentirol. Er ist bekannt für seine ruhige Hand und dafür, dass er mit zwei Kameras gleichzeitig filmen kann. Sofort ist er bereit, mich bei meiner Mission zu begeiten.
Unser Weg führt auf die andere Seite des Donnersberges. Wir kommen an Windrädern, Rapsfeldern und blühenden Kirschbäumen vorbei. Jenny sagte, der Pöttinger Silierwagen sei in den Hof Mohr eingebogen. Nach einer kurzen Phase der Orientierung finden wir diesen.
Auf dem Hof Mohr herrscht rege Betriebsamkeit. Drei Fendt sind im Einsatz. Der erste ist vor einen Strautmann Silierwagen gespannt. Der zweite zieht den Pöttinger und der dritte verteilt und verdichtet das Gras im Silo. Veit Mohr ist sofort bereit, uns bei unseren Aufnahmen zu unterstützen. Wir bitten seine Tochter Yvette in den Tiguan. Sie zeigt uns den Weg zu den Wiesen. Noch geht sie zur Schule. Sie ist fest entschlossen, nach der Schule „Bauer zu werden“. Sie erklärt uns die Arbeitsgänge und den nagelneuen Pöttinger, der heute zum ersten Mal zum Einsatz kommt.
Die Wiesen im Kreis Bad Kreuznach sind kleinteilig und vergleichbar mit Parzellen in den Bergen von Österreich. Auf einigen Flurstücken liegen lediglich zwei Schwaden Grasschnitt. Der Pöttinger nimmt das Gras auf und zerschneidet es. Über den Bordcomputer hat Veit Mohr alles im Blick und kann das Gerät steuern. Mit 15–20 km/h fährt er über die Wiese. Auf den langen, schmalen Parzellen mit lediglich wenigen Schwaden beeindruckt er uns damit, dass er ein Rückwärtsfahren einem Wenden vorzieht. Ich steuere den Tiguan dicht neben dem Fendt und dem Pöttinger. Zickentirol sitzt im offenen Kofferraum und filmt das Geschehen.
Wenn der Pöttinger Silierwagen voll ist, fährt Veit Mohr ihn auf den Hof. Die 50 Milchkühe lassen sich von dem Treiben bei der Grasernte nicht beeindrucken. Im Silo öffnen die Silierwagen ihre Heckklappe und entladen den Grasschnitt. Thilo Schuchmann ist mit dem Verteilen und Verdichten pausenlos im Einsatz.
Auch wenn unser Arbeitstag zu Ende geht, auf dem Hof Mohr wird noch einige Stunden weitergearbeitet. Ich übermittle Jenny den Film. Sie ruft mich an und bedankt sich für die Erklärungen. Sie versichert mir, dass sie jetzt weiß, was ein Pöttinger Silierwagen macht.
Dieser warme Frühlingstag geht zu Ende. Die Lust auf ein Eis wurde von einem großen Hunger verdrängt. Wir fahren auf den Schillerhain bei Kirchheimbolanden und lassen den Tag gemütlich bei einem leckeren Schnitzel ausklingen.