Der Landwirt schafft.

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ISOBUS ist für Landwirte bei Sätechnik kein großes Thema

Branchenfenster: Saatgut. Foto: Peter Gaß Die DLG hat die Trends in der Sätechnik zusammengefasst. Foto: Peter Gaß lws./dlg. WIESBADEN / FRANKFURT AM MAIN. Entwicklungen in den klassischen Disziplinen der Landtechnik verlaufen selten sprunghaft. Stattdessen sind es häufig die kleinen Details, die kontinuierliche Verbesserungen bringen. Im DLG-PraxisMonitor wurde nach Trends in der Sätechnik gefragt.

Wo braucht der Ackerbauer Spitzentechnik? Wie sieht es hier bei der Sätechnik aus? Welche Neuentwicklungen der letzten Jahrzehnte haben den Weg auf die Betriebe gefunden? Wenn man sich die Disziplinen der Landtechnik und die Innovationszyklen ansieht, besteht ein deutlicher Unterschied zwischen der Weiterentwicklung der „Hardware“, d. h. vom Saatgutbehälter über die Dosierung / Vereinzelung bis hin zu Schar und Striegel auf der einen Seite und den Entwicklungszyklen von elektronischen Bauteilen bzw. Software auf der anderen Seite.

Während früher vor allen Dingen die Weiterentwicklung auf Seiten der Hardware im Vordergrund stand, sind es heute die Elektronikkomponenten, wie Sensoren, GPS-Steuerungen und die Software, deren neue Möglichkeiten als Schrittmacher der Entwicklung gelten. Daneben gibt es aber erfreulicherweise auch weiterhin Verbesserungen an mechanischen Bauteilen, wie Scharaufhängungen, Dosier- und Vereinzelungsorganen bis hin zum Werkstoff, aus dem die Technik an sich gefertigt ist. Selbst bei der Haltbarkeit der Lackierung hat sich in den letzten Jahren bei vielen Herstellern etwas in die richtige Richtung bewegt. Richtig eingestellt sind so moderne Sämaschinen durchaus in der Lage, vor allem meist schneller als früher und dennoch vergleichsweise präzise ihre Arbeit auf dem Feld zu bewerkstelligen und das Saatgut dort zu platzieren, wo es hingehört. Durch GPS und zunehmend variable Ansteuerung der Dosier- bzw. Vereinzelungsorgane versetzt die Saattechnik den Landwirt darüber hinaus in die Lage, seine Aussaat teilflächenspezifisch anzupassen oder eine Saatreihe punktgenau am Vorgewende enden zu lassen bzw. ohne Überlappung auch Keile zu bestellen. Soweit die Theorie.

Wenn man ganz ernsthaft darüber nachdenkt, was – von den frei verfügbaren finanziellen Mitteln der Landwirte mal abgesehen – Innovationen in der Sätechnik ausbremsen könnte, dann ist es vor allem die Tatsache, dass Pflanzen mit einem schier unglaublichen Toleranzbereich gesegnet sind. Sie wachsen – mehr oder minder – immer und können dabei, je nach Kultur, oftmals eine Reihe von Nachteilen infolge einer nicht ganz optimalen Saat im Jahresverlauf kompensieren. Andererseits spielen im erfolgreichen Ackerbau im Sinne hoher Erträge und bester Qualität natürlich außer der Aussaat noch viele weitere Faktoren eine gewichtige Rolle. Die beste Aussaattechnik nützt nichts, wenn der Schädlingsdruck zu hoch wird, die ausgefuchste Düngungs- und Pflanzenschutztechnik wird obsolet, wenn es zu wenig regnet usw.

Die Auswahl der Aussaattechnik hängt prinzipiell von den vorherrschenden Bodenverhältnissen, der Struktur der Arbeitsprozesse und den technischen Rahmenbedingungen eines Betriebs ab. Und wie bei der Bodenbearbeitungstechnik suchen die Praktiker auch hier die Maschine, die Ihren speziellen Ansprüchen am besten gerecht wird und somit ins Gesamtsystem passt. Wenn sie das passende System gefunden haben, bleibt dieses aber häufig relativ lange auf dem Betrieb, vor allem bei kleinen Betrieben.

Am vorliegenden DLG-PraxisMonitor „Sätechnik“ nahmen insgesamt 266 Toplandwirte teil. Sie bewirtschaften insgesamt eine Fläche von fast 70.000 Hektar, was einem Durchschnitt von 263 Hektar pro Betrieb entspricht. Im Schnitt bewirtschaften 3,49 Arbeitskräfte den Gesamtbetrieb.

Die Hersteller experimentieren bereits länger damit, auch bei Getreide oder Raps das Saatgut zu vereinzeln. Die Versuche bei Getreide zeigen, dass über eine definierte Längsverteilung jede Einzelpflanze einen optimalen Standraum erhält und in der Folge mehr ährentragende Halme entwickeln kann. So wurde bei Hybridroggen in einem Experiment bis zu 40 Prozent Mehrertrag erreicht. In die Praxis haben diese Systeme jedoch noch keinen breiten Einzug gehalten. Die Umfrage wurde deshalb von vorneherein in die beiden Teile Drillsaat und Einzelkornsaat aufgeteilt.

Drilltechnik

Bei der Frage nach dem Hersteller ihrer Drillmaschine geben die Praktiker vor allem drei Namen an: Amazone führt mit 26,6 Prozent der Nennungen vor Lemken (20,9 Prozent) und Horsch (17,2 Prozent). Die drei Hersteller vereinigen damit rund zwei Drittel der Nennungen auf sich. Alle weiteren Hersteller bleiben deutlich unter der 7-Prozent-Marke.

Mit knapp 80 Prozent setzen die meisten Praktiker ihre Drillmaschine in einer Drillkombination ein. Das Bodenbearbeitungsgerät dieser Kombinationen stammt mit den Nennungen von Lemken (26,4 Prozent), Amazone (22,5 Prozent) und Horsch (13,2 Prozent) ebenfalls von den drei am häufigsten genannten Herstellern. Jedoch spielt hier mit Kuhn (knapp 10 Prozent) ein weiterer Hersteller eine größere Rolle. Bei den Arbeitsbreiten haben die Landwirte eine klare Präferenz: Über 70 Prozent der Drillmaschinen in der Praxis haben heute eine Arbeitsbreite von 3,0 Meter. 11,1 Prozent der befragten Landwirte setzen 4 Meter breite Technik ein, knapp unter 11 Prozent besitzen Drilltechnik mit 6 Meter Arbeitsbreite. Drillmaschinen werden übrigens in der Regel neu bzw. neuwertig gekauft, nur knapp 10 Prozent der Landwirte investieren hier in gebrauchte Technik, die älter als zwei Jahre ist. Zum Zeitpunkt der Befragung waren 65,8 Prozent der Drillmaschinen auf den Betrieben zehn Jahren alt oder jünger, davon wiederum mehr als die Hälfte maximal fünf Jahre alt. 17,6 Prozent aller Maschinen laufen erst in der maximal dritten Saison.

Einzelkorn-Sätechnik

Ein gänzlich anderes Bild zeigen die Befragungen zur Einzelkorn-Sätechnik. Erwartungsgemäß sind hier zunächst die Betriebe, die kein Einzelkornsägerät besitzen, mit 54,1 Prozent in der absoluten Überzahl. Unter den verbliebenen immer noch 79 Antworten liegen die Hersteller Grimme/Kleine (7,6 Prozent), Monosem (6,4 Prozent) sowie Becker (5,8 Prozent) und Kverneland (ebenfalls 5,8 Prozent) nahezu gleichauf. Es fällt auf, dass hier die beiden italienischen Hersteller Maschio und Gaspardo zusammen den gleichen Anteil erreichen wie der französische Hersteller Monosem. Rund ein Drittel der Einzelkornsägeräte kommt also aus dem europäischen Ausland. Aber auch in Bezug auf das Alter zum Zeitpunkt der Befragung sowie zum Zeitpunkt der Anschaffung zeigt sich bei den Einzelkornsägeräten ein anderes Bild als bei den Standarddrillen: So sind heute nur knapp ein Viertel der Maschinen unter fünf Jahre alt, genauso viele haben aber bereits schon mehr als 25 Jahre auf dem Buckel. Zum Zeitpunkt der Anschaffung waren drei Viertel der Maschinen neu, aber auch 13,7 Prozent der Sägeräte bereits zehn Jahre oder älter. Der Rekordhalter unter den Gebrauchtgeräten war übrigens bei seiner Anschaffung 2011 bereits 38 Jahre alt. Die Einzelkornsägeräte hatten eine Arbeitsbreite von 2,50 bis 8,10 Meter, wobei 3 Meter und 6 Meter am häufigsten vertreten waren.

Sonstige Sätechnik

Für die Aussaat von Zwischenfrüchten bzw. die Ausbringung von Schneckenkorn werden oft Schleuderstreuer eingesetzt. Dies sind in der Regel elektrisch angetriebene Streuer von Lehner oder aber auch klassische Düngerstreuer (33 bzw. 22 von insgesamt 92 optionalen Zusatzantworten). Darüber gaben einzelne Landwirte an, z. B. pneumatische Grünland-Sägeräte, Striegel-Säkästen o. ä. zu besitzen und einzusetzen.

Kaufentscheidende Faktoren

Unter den entscheidenden Faktoren bei der Anschaffung nehmen einige Punkte eine herausragende Stellung ein. So ist die Qualität der Saatgutplatzierung bei der Standarddrille bzw. die Saatgutvereinzelung bei einem Einzelkornsägerät der wichtigste Faktor und wurden von über 88 Prozent der Landwirte als wichtig oder sehr wichtig beurteilt. Sogar 93,4 Prozent hielten die Querverteilung des Saatguts für wichtig oder sehr wichtig, wenngleich durch etwas geringere Nennungen bei „sehr wichtig“ der Durchschnitt dieses Kriteriums knapp an zweiter Stelle lag. Die Stabilität des Rahmens und die Einstellung der Arbeitstiefe sowie der Saatgutmenge bzw. des Pflanzensollabstands wurden etwa gleichermaßen an dritter Stelle der Wichtigkeit genannt. Mit 45,1 Prozent der Angaben bei „weniger wichtig“ oder „unwichtig“ beurteilten die Praktiker eine mögliche ISOBUS-Fähigkeit der Drillmaschine bzw. des Einzelkornsägeräts als das am wenigsten kaufentscheidende Kriterium überhaupt. Hier schlägt mit Sicherheit zu Buche, dass Erfahrungsberichte zum Thema ISOBUS an Einzelkornsägeräten und Drillmaschinen bislang nicht von Einfachheit und technischer Betriebssicherheit geprägt waren. Auch die Marke bzw. der Hersteller erscheint für die Landwirte relativ uninteressant. Die Nennungen bewegen sich auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie die Qualität der Bedienungsanleitung, die Notwendigkeit von Ablagemöglichkeiten für Gelenkwellen o. ä. oder der Lautstärke des Gebläses. Unter den tatsächlichen Auswahlkriterien beim letzten Maschinenkauf zeigten sich dann die Feldprobe auf dem eigenen Betrieb bzw. Erfahrungsberichte von Berufskollegen als wichtige Kriterien. Sie werden gefolgt von landwirtschaftlichen Messen wie der AGRITECHNICA oder Freilandausstellungen mit Maschinenvorführungen wie z. B. Feldtagen und Gesprächen mit Verkäufern und ggf. Beratern. Mit einem hohen Anteil an Nennungen bei „wichtig“ oder „sehr wichtig“ waren Zeitschriftenartikel und die DLG-Prüfberichte ebenfalls entscheidende Kaufkriterien.

Was den Landwirten wichtig ist

Was Landwirte bei Drillmaschinen interessiert, liest sich wie der DLG-Prüfrahmen für Drillmaschinen: Ob Mengentreue auf dem Prüfstand und im Feldversuch, Querverteilung, Genauigkeit der Ablagetiefe, Pflanzenlängsverteilung und Feldaufgang – alle typischen Kriterien des Prüfrahmens wurden genannt. Lediglich in Bezug auf das Saatgut fällt die Wichtigkeit minimal von Raps über Weizen und Gerste zu Leguminosen ab, was wahrscheinlich wirtschaftliche Gründe hat. Auch bei den Einzelkornsägeräten treffen die DLG-Prüfungen den Bedarf der Landwirte: Hier sind es die Genauigkeit der Ablagetiefe bei Mais, die Vermeidung von Doppel- und Fehlstellen sowie Standgenauigkeit und Feldaufgang in der Praxis, die unbedingt als Prüfkriterien gefordert und bereits geprüft werden.

Fazit

Drillmaschine und Einzelkornsägerät sind nicht nur technisch zwei verschiedene Welten. Während die Drilltechnik in den letzten Jahren einen Generationenwechsel vollzogen hat bzw. eigentlich kontinuierlich vollzieht, scheint dieser bei den Einzelkornsägeräten noch etwas auf sich warten zu lassen. Das Alter der Maschinen lässt den Schluss zu, dass hier ein gewisser Investitionsrückstand besteht. Alternativ ist ebenso wahrscheinlich, dass schlagkräftige Neumaschinen von hektarstarken Profis oder Lohnunternehmen bzw. Maschinenringen angeschafft werden. Bestandsmaschinen dagegen werden „aufgebraucht“ und ob dann nochmal eine „Neue“ gekauft wird, scheint eher fraglich. Zumal bereits heute offensichtlich ein nicht unerheblicher Anteil der Hackfrüchte im Lohn ausgesät wird.

Haben die Landwirte bereits in neue Drilltechnik investiert, erfolgte dies oft auch gezielt in Richtung höherer Schlagkraft – neuere Maschinen sind nämlich entweder im 3-m-Raster oder haben gleich den Sprung auf die 6-Meter-Marke gemacht. Weitere kurzfristige Investitionen zu erwarten, wäre aufgrund der aktuellen Preissituation in der Landwirtschaft vermessen.

Erstaunlich bleibt, dass Elektronik bzw. ISOBUS bei Drillmaschinen offensichtlich (noch) kein großes Thema ist. Entweder benötigen die Landwirte diese Funktionen nicht oder sie trauen den Herstellern eine stör- und ausfallsichere Funktion der Elektrifizierung nicht zu.

Foto: Peter Gaß
Text: Georg Horst Schuchmann, Prüfingenieur für Sätechnik am DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel, Roland Hörner, Fachgebietsleiter „Landtechnik“ am DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG), Pressemitteilung vom 19. August 2016
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