Der Landwirt schafft.

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Ultraflache Stoppelbearbeitung

Schwerpunktthema 2016: Potentiale biogener Reststoffe. Foto: Peter Gaß Ultraflache Stoppelbearbeitung. Foto: Peter Gaß lws./dlg. WIESBADEN / HANNOVER / BRAUNSCHWEIG. Das Schwerpunktthema im Jahr 2016 auf der Internetseite www.Der-Landwirt-schafft.de beleuchtet die Potentiale biogener Rest- und Abfallstoffe. Kooperationspartner für dieses Schwerpunktthema ist das Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig. Jeden Monat am ersten Montag erscheint ein Beitrag rund um das Schwerpunktthema. Die Berichterstattung ist in die Bereiche Portrait, Politik und Landtechnik gegliedert. Der vierte Beitrag zur Landtechnik beschäftigt sich mit der ultraflachen Stoppelbearbeitung.

In der Bodenbearbeitung wird die Notwendigkeit für hohe technische Standards von immer mehr Anbietern erkannt, wodurch für den Anwender ein breites Angebot bereitsteht. Die zunehmenden Ansprüche im Ackerbau bei der Feldhygiene, forciert durch anstehende Einschränkungen im Pflanzenschutz, werden den Landwirt in den nächsten Jahren beschäftigen und die Entscheidung für die Wahl einer Technik mehr als bisher beeinflussen. Im Fokus werden zunehmend auch Techniken stehen, die bodennah arbeiten und der Aufbereitung organischer Reststoffe dienen sowie Techniken, die extrem flache Stoppelbearbeitung ermöglichen, damit keimfähige Ausfallsamen nicht vergraben und im Boden konserviert werden. Von den etablierten Techniken der Bodenbearbeitung wird eine kontrollierte Einarbeitung der Pflanzenreststoffe erwartet, um die Bedeckung der Bodenoberfläche mit Pflanzenrückständen für unterschiedliche Ansprüche (Bodenschutz) zu gestalten. Dieses gelingt aber nur, wenn alle Arbeitsgänge, beginnend mit der Ernte, im Rahmen ganzheitlicher Betrachtung aufeinander abgestimmt werden.

Technik für Stoppelbearbeitung

Mulcher (zum Beispiel Schlegelmulcher, nach KTBL 2014) arbeiten berührungslos zum Boden und werden aus Hygienegründen zunehmend im Mais- und Rapsanbau eingesetzt, um die Stoppel intensiv aufzubereiten. Auch im Getreide nach Mähdrescher-Hochschnitt (Langstoppel) kommen sie in Einzelfällen gezielt zum Einsatz, da die Arbeitsqualität nachfolgender Arbeitsgänge davon profitiert. Um dem hohen Anspruch an die Aufbereitung gerecht zu werden, ist eine Abstimmung der Stoppellänge und der Stoppelart (Mais, Raps, Getreide) auf den Mulcher sinnvoll. Lange Stoppeln werden häufig schlechter zerkleinert als kurze. Hier spielen Design und Geometrie des Mulchers – Eingangshöhe, Anordnung der Stützwalzen, ihre Distanz zum Rotor, Distanz der Schlagkante zum Rotor – eine wesentliche Rolle für die Arbeitsqualität. Längere Stoppeln erfordern ein großräumigeres Design. Bei der Verwendung für unterschiedliche Stoppellängen und Kulturen (Mais, Raps, Getreide) ist es sinnvoll, die Geometrie der Werkzeuge dem Bedarf anzupassen und dafür vorhandene Einstellmöglichkeiten am Mulcher (zum Beispiel Abstand Rotor-Schlagkante) zu nutzen. Nach wie vor fehlt es an effektiven technischen Lösungen, um einmal am Boden festgefahrene Stoppeln zu erfassen. Technische Lösungen diesbezüglich lassen noch auf sich warten. Wahrscheinlich wird es befriedigende Lösungen nur über eine Funktionserweiterung der Erntemaschinen geben.

Ultraflache Stoppelbearbeitung mit dem Striegel

Den geringsten Eingriff in den Boden ermöglicht die ultraflache Stoppelbearbeitung mit dem Striegel. Sie ist ebenfalls in erster Linie auf Aspekte der Hygiene ausgerichtet. Schwer bekämpfbare Gräser, insbesondere Ackerfuchsschwanz, keimen nur im Bereich der Bodenoberfläche, solange sie vom Tageslicht erfasst werden. Bereits ein bis zwei Zentimeter Bedeckung mit Bodenteilchen können zu viel sein und den Keimvorgang einschränken bzw. eine Keimruhe auslösen. An zweiter Stelle nach den Gräsern ist Ausfallraps zu nennen, der bei drei bis vier Zentimeter Bodenbedeckung beginnt nicht mehr vollständig zu keimen. Auch hier ist die ultraflache Bearbeitung mit dem Striegel der erste Schritt, um dem “Altrapsdurchwuchs” wirksam zu begegnen. Striegel wurden früher mit Strohverteilung in Zusammenhang gebracht. Heute wird eine gleichmäßige Verteilung der organischen Reste vorausgesetzt, damit ein ultraflaches Ankratzen des Bodens und eine Entmischung nach Teilchengröße erfolgen können. Keimfähige Samen sollen den Boden berühren und nach oben durch Pflanzenreste und wenig Bodenkrümel zum Schutz vor Verdunstung bedeckt sein. Dies gelingt am ehesten, wenn dem Striegel noch ein Walzenwerkzeug folgt, das die Ausfallsamen an den Boden drückt. Diesen Aspekt – Striegel kombiniert mit Walze – sollte die Auswahl innerhalb eines mittlerweile großen Angebots berücksichtigen. Walzen unterschiedlicher Bauart und für unterschiedliche Funktionen ausgelegt werden die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf Einstellmöglichkeiten für unterschiedliche Bodenverhältnisse (fest, locker) gilt es zu achten, auch auf die Abstimmung für unterschiedliche Feuchtigkeitsverhältnisse. Hier ist es zweckdienlich und dient der Erweiterung des Einsatzspektrums, wenn Stützfunktionen und Tiefenführung wahlweise auch vom Fahrwerk übernommen werden können. Diese Option empfiehlt sich nicht nur für den Bereich der Stoppelbearbeitung, sondern für alle Bereiche der Bodenbearbeitung und Bestellung, in denen Walzen zum Einsatz kommen.


Fotos: Peter Gaß
Einleitung: Peter Gaß
Text: PD Dr. habil. Joachim Brunotte und PD habil. Dr. Hans-Heinrich Voßhenrich, Institut Agrartechnologie und Biosystemtechnik (AB), Thünen-Institut (vTI), Braunschweig,
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG), Pressemitteilung Nr. 12 vom 9. Septemer 2015, anläßlich der Agritechnica 2015
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Dieser Beitrag wurde geschrieben am Montag, 5. Dezember 2016 und wurde abgelegt unter "B. Schwerpunktthemen, B.04 Biogene Reststoffe, 2016, D. Arbeitsschritte, D.01 Bodenbearbeitung, E. Feldfrüchte, E.06 Getreide, I. Jahreszeiten, I.02 Sommer, K. Medien, K.01 Text".

 

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