Unkraut fördert selten Nematoden-Befall
lws./jki. WIESBADEN / BRAUNSCHWEIG. Da sich Rübenzystennematoden auch an Wurzeln bestimmter Unkräutern vermehren können, ist das Julius Kühn-Institut (JKI) der Frage nachgegangen, inwiefern diese Unkräuter die Entwicklung der Nematoden auch unter Feldbedingungen fördern und somit eine Gefahr für die Rüben im Folgejahr darstellen. Exemplarisch wurde von 2009 an ein vierjähriges Feldmonitoring in Franken durchgeführt, begleitet von Gewächshaus- und Mikroplotversuchen. Nun gibt es Entwarnung: Nur zwei Unkrautarten befördern tatsächlich eine Nematodenentwicklung, und diese Arten sind nicht in hohem Maße am Unkrautbesatz der Praxisflächen beteiligt.
Der Rübenzystennematode Heterodera schachtii ist ein bedeutender Schädling im Zuckerrübenanbau. Beim Befall der Rübenwurzeln durch den Fadenwurm drohen Ernteverluste. Dreigliedrige Fruchtfolgesysteme, in denen auf der Zuckerrübenfläche für zwei Jahre Getreide angebaut wird, bevor wieder Rüben gesät werden, sollen die Nematoden unter Kontrolle halten. Nach der Getreideernte und vor der Bodenvorbereitung für die Zuckerrüben entwickelt sich je nach Standort eine illustre Unkrautgesellschaft auf dem Feld.
In einem ersten Schritt wurden zunächst die Unkrautarten bestimmt, die auf Feldern in 100 Kilometern um Würzburg tatsächlich auftraten, und ihre Häufigkeit untersucht. Mit 18 ausgewählten Arten wurden parallel so genannte Mikroplotversuche durchgeführt. Das heißt Fadenwurm-infizierter Boden wurde mit den Unkräutern besät, und die Entwicklung bzw. Vermehrung der Fadenwürmer im Vergleich mit Zuckerrüben und resistentem Gelbsenf bestimmt.
„Dabei zeigte sich, dass nur die Vogel-Sternmiere (Stellaria media) und das Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense) die Nematodenzahl im Boden ansteigen lassen; und das auch nur, wenn diese Unkräuter in hohen Dichten auftreten“,
fasst Dr. Andreas Westphal vom Julius Kühn-Institut die Ergebnisse zusammen. Da der Besatz dieser beiden Unkrautarten auf den untersuchten Praxisflächen aber nie sehr hohe Dichten erreichte, kommt der Nematologe zu dem Schluss, dass Landwirte zwar die Unkräuter im Blick behalten sollten, aus nematologischer Sicht scheinen zusätzliche Unkrautbekämpfungsmaßnahmen im Herbst jedoch nur in Ausnahmefällen notwendig zu sein.
„Diese Ergebnisse sind ein wichtiges Signal für Zuckerrübenanbauer an Standorten, die wegen der Trockenheit in der zweiten Jahreshälfte keine Zwischenfrüchte, wie resistenten Gelbsenf oder Ölrettich, anbauen und straffe 3-gliedrige Fruchtfolgen fahren“,
sagt Dr. Westphal.
Foto: Peter Gaß
Text: Julius Kühn-Institut (JKI) Pressemitteilung vom 4. Dezember 2014
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Die Studienergebnisse sind in der Onlineausgabe des Journal „Weed Research“ (DOI: 10.1111/wre.12108 und DOI: 10.1111/wre.12116) nachzulesen.
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