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Hähnchenteile liegen beim Konsumenten im Trend

Branchenfenster: Fleischwirtschaft. Foto: Peter Gaß Der Hähnchenmarkt in Deutschland ist gewachsen. Foto: Peter Gaß lws./dlg. WIESBADEN / GÖTTINGEN / HANNOVER. Der Anteil von Geflügelfleisch am Gesamtfleischverbrauch stieg im Jahr 2013 auf 21,5 Prozent. Nie zuvor war sein Anteil so hoch. Selbst im Jahr 2001, dem Jahr der BSE-Krise in Deutschland, wurde dieser Wert nicht erreicht. Dies ging zu Lasten anderer Fleischarten. Auch in absoluten Zahlen erreichte der Geflügelfleischverbrauch ein Rekordergebnis. Laut der zwischen Marktinfo Eier & Geflügel (MEG) und BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) abgestimmten Versorgungsbilanz belief sich der Verbrauch insgesamt auf 1,57 Millionen Tonnen.

Die Geflügelschlachtungen in Deutschland wuchsen von dem Jahr 2012 auf das Jahr 2013 ebenfalls nochmals leicht, und zwar um knapp zwei Prozent auf 1,48 Millionen Tonnen. Die Gesamtschlachtungen reichen dennoch nicht aus, um den Verbrauch in Deutschland zu decken. Dafür sind weiterhin Importe nötig. Dabei wird in Deutschland durchaus mehr Geflügel gemästet als geschlachtet. Insbesondere niederländische Schlachtereien profitieren jedoch von der Hähnchenmast in Deutschland.

Die deutsche Bruttoeigenerzeugung von Geflügelfleisch, sie entspricht der hierzulande gemästeten Menge, übertraf im Jahr 2013 erstmals die 1,70 Millionen-Tonnen-Linie. Der Selbstversorgungsgrad beschreibt das Verhältnis zwischen der gemästeten Menge und dem Verbrauch. Er belief sich im Jahr 2013 auf 109 Prozent

Die Pro-Kopf-Verbräuche wurden an Hand der Bevölkerungszahlen berechnet, die der Zensus des Jahres 2011 ergab. Danach lebten in Deutschland etwa 1,5 Millionen weniger Menschen als zuvor veranschlagt. Die Pro-Kopf-Verbräuche liegen daher über den in vorherigen Jahren veröffentlichten Ergebnissen. Hühnerfleisch war mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 12,3 Kilogramm im Jahr 2013 die wichtigste Geflügelart in Deutschland. Die MEG hat aus der offiziellen Bilanz zu „Hühnerfleisch“ (Hähnchen und Suppenhennen) einen Verbrauch von Hähnchenfleisch von 11,7 kg pro Einwohner abgeleitet, das waren 600 Gramm mehr als im Jahr 2012.

Hähnchenfleisch blieb der Motor der positiven Verbrauchsentwicklung am Geflügelmarkt. Auch im Jahr 2014 deutet sich kein Rückgang des Verbrauchs an. Laut Haushaltspanel der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) lagen die Käufe von Hähnchenfleisch in den ersten sieben Monaten des Jahres 2014 etwa auf dem Vorjahresniveau.

Schlachtgewichte bei Hähnchen legten zu

Seit Januar 2010 erfasst das Statistische Bundesamt neben der monatlichen Schlachtmegen auch die Anzahl der geschlachteten Tiere. Daraus lässt sich das durchschnittliche Schlachtgewicht der Hähnchen errechnen. Im ersten Halbjahr 2014 wurden 310 Millionen Hähnchen geschlachtet. Es ergab sich ein mittleres Gewicht von 1.520 Gramm Schlachtgewicht, das waren nochmals 50 Gramm mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2010 brachten die Hähnchen im Schnitt erst 1.360 Gramm auf die Waage. In den Sommermonaten pendelt das Schlachtgewicht temperaturbedingt meist etwas zurück.

Dem Trend zur Schwermast liegt das Interesse der deutschen Konsumenten an Hähnchenteilen zu Grunde. Bereits der Verbrauchszuwachs im Jahr 2013 war überwiegend auf frische Hähnchenteile zurückzuführen. Laut GfK-Haushaltspanel stiegen die Käufe an frischen Hähnchenteilen um 6,4 Prozent. Im Jahr 2014 hielt dieser Trend an, im ersten Halbjahr stiegen die Käufe frischer Hähnchenteile nochmals um 6,2 Prozent. Die Käufe von Hähnchen insgesamt verfehlten um 0,9 Prozent das Vergleichsniveau, denn ganze Hähnchen büßten 15 Prozent des Volumens ein.

Die erneut gestiegene Bedeutung der Teileproduktion spiegelt sich auch in der Aufteilung der Schlachtungen nach ganzen Schlachtkörpern und Teilen wider. Die Schlachtungen von Hähnchenteilen wuchsen im ersten Halbjahr 2014 um 9,6 Prozent auf 472.955 Tonnen und damit stärker als die Gesamtschlachtungen von Hähnchen, die um 7,1 Prozent auf 558.385 Tonnen wuchsen.

Putenfleischverbrauch rückläufig

Am Putenmarkt stand im Jahr 2013 weniger Ware zum Verbrauch zur Verfügung. Der Pro-Kopf-Verbrauch fiel um 400 Gramm auf 5,7 Kilogramm. Die deutsche Bruttoeigenerzeugung von Puten sank 2013 um 1,9 Prozent auf 384.500 Tonnen Die Nettoerzeugung, die der hierzulande geschlachteten Menge entspricht, belief sich auf 462.000 Tonnen, das waren 1,3 Prozent weniger als im Jahr 2012. Die deutschen Schlachtereien griffen im Jahr 2013 stärker auf nicht in Deutschland gemästete Puten zurück. Die Importe lebender Tiere stiegen um 1,5 Prozent auf 80.800 Tonnen. Wichtigste Lieferländer sind die Niederlande, Polen und Dänemark. Im ersten Halbjahr 2014 bewegte man sich bezüglich der Schlachtmenge nahe dem Vorjahreslevel.

Entenmarkt verkleinert

Nachdem die Schlachtkapazitäten am Entenmarkt 2013 deutlich verringert wurden, wurden auch weniger Enten in Deutschland gemästet. Die Bruttoeigenerzeugung sank um fast 20 Prozent. Obwohl das Importvolumen von Entenfleisch im Gegenzug stieg, und die Ausfuhren sanken, stand insgesamt fast neun Prozent weniger Entenfleisch zum Verbrauch zur Verfügung. Der Pro-Kopf-Verbrauch sank um 100 Gramm auf 0,8 Kilogramm. Auf Grund der Verschiebungen sank der Selbstversorgungsgrad drastisch, und zwar um 10,8 Prozentpunkte auf 80,6 Prozent.

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2014 verfehlten die deutschen Schlachtungen von Enten mit insgesamt 24.730 Tonnen um rund vier Prozent das Vorjahresniveau. Dennoch wird die Nachfrage nach Enten auch in diesem Jahr problemlos gedeckt werden können, da international offensichtlich reichlich Ware zur Verfügung steht.

Gänseproduktion stabil

Die heimische Gänsefleischproduktion blieb im Jahr 2013 stabil. Es wurde aber mehr Importware geliefert. So sank der Selbstversorgungsgrad um 1,7 Prozentpunkte auf 15,4 Prozent. Diese niedrige Selbstversorgung verdeutlicht die Importabhängigkeit des Gänsemarktes. Insgesamt stand rund zehn Prozent mehr Gänsefleisch am Markt zur Verfügung, so dass sich der Pro-Kopf-Verbrauch um 100 Gramm auf 0,4 Kilogramm erhöhte.
In der Vermarktungssaison 2013 war das Angebot sehr reichlich und die Preise gerieten unter Druck. Offensichtlich wird die Erzeugung in den wichtigen Produktionsländern Polen und Ungarn in diesem Jahr zurückgefahren.

EU: Bruttoeigenerzeugung steigt leicht

Die Geflügelfleischproduktion nahm in der EU in den vergangenen Jahren tendenziell zu. Im April 2014 errechnete die EU-Kommission für das Jahr 2013 eine Bruttoeigenerzeugung von 12,50 Millionen Tonnen Geflügelfleisch, das war gegenüber dem Jahr 2012 ein Zuwachs von 0,7 Prozent. Für das Jahr 2014 erwartet die EU-Kommission, dass die Bruttoeigenerzeugung von Geflügel erneut ansteigt, und zwar um 0,7 Prozent auf 12,59 Millionen Tonnen. Für das Jahr 2014 beziehen sich die Daten erstmals auf das Gebiet der EU 28. Durch den Beitritt Kroatiens vergrößerte sich die EU-Erzeugung jedoch lediglich um etwa 0,2 Prozent.

Bezüglich des Imports von Geflügelfleisch erwartet die EU-Kommission keine signifikanten Veränderungen. Die Einfuhren werden für das Jahr 2014 auf 805.000 Tonnen geschätzt. Der Export könnte mit 1,368 Millionen Tonnen um knapp fünf Prozent hinter dem Vorjahreslevel zurückfallen. Die EU bleibt demnach Selbstversorger mit Geflügelfleisch, der Selbstversorgungsgrad liegt bei 104,8 Prozent. Der Gesamtverbrauch in der EU wird für das Jahr 2014 auf 12,02 Millionen Tonnen beziffert, das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 23,8 Kilogramm.

Die Bruttoeigenerzeugung von Hähnchenfleisch konnte im Jahr 2013 in der EU insgesamt um 3,3 Prozent auf 10,17 Millionen Tonnen zulegen. Für das Jahr 2014 wird ein abermaliges Plus von 1,4 Prozent prognostiziert. Die Putenproduktion konnte sich im Jahr 2013 im zweiten Jahr in Folge erholen. Sie stieg um 1,4 Prozent auf 1,984 Millionen Tonnen. Diese Tendenz setzt sich für das Jahr 2014 voraussichtlich nicht fort, man rechnet mit Stagnation.

Starker Wettbewerb am Weltmarkt

Ein Ende des Wachstums der Weltgeflügelfleischerzeugung zeichnet sich nicht ab, auch wenn die Zuwächse zuletzt etwas kleiner ausfielen. Dazu führten wirtschaftlich schwierige Bedingungen und hohe Futterpreise. Für das Jahr 2013 ergab sich ein Plus von 1,7 Prozent auf 107,5 Millionen Tonnen. In den ersten zehn Jahren dieses Jahrhunderts lagen die jährlichen Zuwachsraten im Schnitt noch bei 3,8 Prozent. Rund 87 Prozent der Weltgeflügelfleischerzeugung entfällt laut FAO auf Hähnchenfleisch.

Auswirkungen des Russlandembargos

Am 7. August 2014 verhängte Russland ein Importembargo mit einjähriger Dauer gegenüber der EU, den USA, Kanada, Australien und Norwegen. Auch Geflügelfleisch darf aus den genannten Staaten nicht mehr eingeführt werden. Lieferungen von Küken und Eiern wurden nicht untersagt. Diese Sanktion trifft Deutschland nicht unmittelbar, weil die Exporte von Geflügelfleisch laut Destatis bereits im September 2013 zum Erliegen kamen. Andere EU-Länder haben von Januar bis Mai 2014 laut Eurostat noch 30.152 Tonnen Geflügelfleisch (Produktgewicht) aus der EU nach Russland ausgeführt. Hauptlieferant war laut Eurostat Frankreich mit 25 Prozent der exportierten Menge. Diese gesamten EU-Lieferungen entsprachen einem Warenwert von 26 Millionen Euro. Der durchschnittliche Warenwert je Kilogramm betrug 0,82 Euro.

Die potentielle Angebotsmenge in der EU vergrößert sich durch das Embargo nur um ein Prozent. Zu einem nahtlosen Alternativabsatz auf Drittlandsmärkten wird es kaum kommen, da ja auch die amerikanischen Lieferungen nach Russland untersagt wurden. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2014 lieferten die USA 97.194 Tonnen Geflügelfleisch nach Russland, dabei handelte es sich fast ausschließlich um Hähnchenfleisch. Auch diese Ware muss am Weltmarkt untergebracht werden. Der EU-Markt ist für die USA wegen der innergemeinschaftlich nicht zugelassenen Chlorbehandlung der Hähnchen in den USA keine Absatzalternative.

Es ist davon auszugehen, dass Brasilien die entstehende Versorgungslücke in Russland decken wird. Bislang war Russland eher ein unbedeutender Markt für Brasilien. Von den 3,89 Millionen Tonnen Hähnchenfleisch, die im Jahr 2013 von Brasilien ausgeführt wurden, bezog Russland nur 47.800 Tonnen

Foto: Peter Gaß
Text: Margit M. Beck, Marktinfo Eier & Geflügel (MEG), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG), Pressemitteilung Nr. 34 vom 10. September 2014, anläßlich der EuroTier 2014
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Dieser Beitrag wurde geschrieben am Montag, 9. Februar 2015 und wurde abgelegt unter "C. Branchenfenster, C.03 Fleischwirtschaft, F. Tiere, F.07 Weitere, K. Medien, K.01 Text".

 

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