Zwei Minister eröffnen den Windpark auf dem Hungerberg
lws./evo. KIRCHHEIMBOLANDEN / OFFENBACH. Der Windpark auf dem Hungerberg wird den Menschen im östlichen Donnersberg noch jahrelang in Erinnerung bleiben: Erbitterte Verteilungskämpfe zwischen den Gemeinden. Wechsende Beteiligungen. Unklare Zuständigkeiten. Schweigen von Seiten der Verantwortlichen. Monatelange Umleitungen und Verkehrsbehinderungen durch Schwertransporte. Ramponierte Strassen und Feldwege. Steckengebliebene und dadurch die Autobahnabfahrt blockierende schwere LKWs. Danach: Kurzfristiger Neubau von weiteren Autobahnabfahrten. Unfälle, zum Teil mit Todesfolge. Und bei der Eröffnung: Kein lokaler Politiker oder Akteur als offizieller Redner. Dafür wird bei den Bürgern der Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden und Göllheim weiter fleissig Geld gesammelt und eine Verzinsung in Aussicht gestellt, die so weit über dem marktüblichen liegt, dass jeder, der sich ernsthaft damit beschäftigt, misstrauisch werden muss.
Sauberen Strom für rund 23.000 Haushalte erzeugt der neue Windpark der Energieversorgung Offenbach AG (EVO) und der juwi-Gruppe. Die Anlagen auf dem Hungerberg bei Kirchheimbolanden wurden am Samstag, dem 5. Juli 2014, bei einem Bürgerfest offiziell von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und seiner rheinland-pfälzischen Amtskollegin Eveline Lemke eröffnet worden.
Auf der Hügelkette „Hungerberg“ sind in den vergangenen Jahren zehn Windräder des Herstellers Vestas und ein Umspannwerk errichtet worden. Mit einer Gesamtleistung von 30 Megawatt soll die erzeugte Strommenge rund 80 Millionen Kilowattstunden im Jahr betragen. Die Investitionssumme des Großprojekts beläuft sich auf rund 67 Millionen Euro. Betrieben wird der neue Windpark von der Cerventus Naturenergie GmbH, einer Tochterfirma von juwi und EVO.
Hessens Wirtschaftsminister Al-Wazir bezeichnete die EVO als vorbildliches hessisches Energieversorgungsunternehmen, das mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreibe. Der Minister machte deutlich, dass Akzeptanz innerhalb der Bürgerschaft einer der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende ist. Bei dem neuen Windpark hätten EVO und juwi Maßstäbe gesetzt, da von dem Projekt nicht nur diejenigen Gemeinden profitierten, auf deren Gemarkung ein Windrad stehe, sondern auch die direkt an den Windpark angrenzenden Kommunen, sagte Al-Wazir vor zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft sowie rund 500 interessierten Bürgern.
Nach Worten der rheinland-pfälzische Ministerin Lemke bringt der Windpark Rheinland-Pfalz dem Ziel einer „erfolgreichen dezentralen Energieversorgung wieder ein Stück näher“. Offenbachs Bürgermeister Peter Schneider lobte in einer Stellungnahme das Engagement der EVO bei den erneuerbaren Energien: „Als Offenbacher kann man sehr stolz darauf sein, welche Entwicklung die EVO in den vergangenen fünf Jahren in Sachen Windkraft genommen hat. Wir sehen das äußerst positiv und unterstützen weiterhin den eingeschlagenen Kurs des Unternehmens.“
Die EVO setzt konsequent auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, wie deren Vorstandsvorsitzende Heike Heim berichtete. Ihr Unternehmen will bis 2015 insgesamt 200 Millionen Euro in die Windkraft investieren, wobei mit 170 Millionen Euro bereits ein Großteil der Summe in konkrete Projekte geflossen ist. „Damit übernehmen wir Verantwortung für den Aufbau einer regionalen und nachhaltigen Energieversorgung. Nicht irgendwo und irgendwann. Sondern hier und jetzt“, führte Heim weiter aus.
Der Bau auf dem Hungerberg ist das jüngste Kapitel des erfolgreichen Windkraft-Engagements von EVO und juwi: Was 2010 mit zwei Windanlagen und zusammen vier Megawatt Leistung im nordhessischen Massenhausen begann, hat sich in nur vier Jahren zu beachtlichen Windparks mit 38 Windrädern entwickelt. Damit verfüge die EVO über eine Leistung von insgesamt 95 Megawatt Windenergie. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 220.000 Menschen. Die damit verbundene Reduzierung an schädlichen Treibhausgasen beträgt somit mehr als 200.000 Tonnen im Jahr.
„Mit diesem Windpark kehrt juwi zu seinen Wurzeln zurück“,
sagte Fred Jung, Vorstand und einer der beiden Gründer des rheinland-pfälzischen Energiespezialisten. Vor fast zwei Jahrzehnten hatte er – zu der Zeit noch Student – am Hungerberg mit einem umgebauten Laternenmast seine ersten Windmessungen vorgenommen. Und schon damals erwies sich die Erhebung südöstlich von Kirchheimbolanden als vorzüglicher Standort für Windräder. Jung:
„Jetzt drehen sich hier zehn moderne Windkraftanlagen. Sie ersparen unserem Klima den Ausstoß von gut 40.000 Tonnen Kohlendioxid. Die Energiewende ist ein Projekt von den Menschen für die Menschen. Die Bürger sind ihr Rückgrat und Motor“,
sagte der juwi-Gründer. Besonders freute sich Jung darüber, dass so viele Bürger trotz unsicherer Wetterlage den Weg auf den Hungerberg gefunden hatten.
Einleitung: Peter Gaß
Text: evo Energieversorgung Offenbach, Pressemitteilung vom 5. Juli 2014
Foto: Peter Gaß