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Mulchen der Maisstoppeln ist zwingend erforderlich

Schwerpunktthema 2014: Biomethan-Anlage Kroppenstedt. Foto: Peter Gaß Das Mulchen der Maisstoppeln ist zwingend erforderlich. Foto: Peter Gaßlws./dlg. BRAUNSCHWEIG / HANNOVER. Da der Anbau von Silomais ackerbaulich in den Fokus gerückt ist, ist die Frage nach der korrekten Bodenbearbeitung neu zu stellen. Sowohl der Pflug, als auch der Mulcher stehen verstärkt im Zentrum der Aufmerksamkeit. Einige Hersteller überraschen den Markt mit neuen Entwicklungen. Vogelsang hat auf der Agritechnica 2013 seinen SynCult vorgestellt – ein Ausstattungs-Set, mit dem Bodenbearbeitungsgeräte für die gleichzeitige Gülleausbringung erweitert werden können. Der Beitrag von PD Dr. habil. Joachim Brunotte, Institut Agrartechnologie und Biosystemtechnik (AB), Thünen-Institut (vTI), Braunschweig, zeigt einige Trends auf, die für Maisanbaubetriebe relevant sind.

Die Technik zur Bodenbearbeitung hat inzwischen ein hohes Niveau erreicht. Die Verfahren der Bodenbearbeitung, wie Stoppel-, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung, sind fest eingebunden zwischen Verfahren der Feldhygiene und Verfahren der Sätechnik. Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung neuer Zwischenformen der Bodenbearbeitung (strip till) ist es an der Zeit, Definition und Systematik der Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren neu zu formulieren. 1993 hat eine Expertenrunde im Auftrag des KTBL solch eine Definition zum ersten Mal auf den Weg gebracht und damit eine große Akzeptanz erreicht. Nach nunmehr 20 Jahren haben Maßnahmen der Feldhygiene, insbesondere im Raps- und Maisanbau, zunehmend an Bedeutung gewonnen, um vorbeugend Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen. Dabei werden vornehmlich die Ziele verfolgt, organische Reststoffe einer schnelleren Verrottung zuzuführen und Lebensraum von Schädlingen zu zerstören. Der Begriff „Mulchen“ ist somit eher der Arbeit von Schlegelhäckslern beim Zerkleinern von organischem Material zuzuschreiben und weniger dem Einmischen organischer Reststoffe durch zapfwellenangetriebenen Eggen in den Boden.

Die Übersicht „Verfahrenstechnik und Arbeitsgänge von Bodenbearbeitungs- und Bestellsysteme (KTBL, 2013)“ zeigt die neue Systematik, die sich in ihrem Aufbau wenig, im Inhalt stärker verändert hat. Bei der Art der Bodenbearbeitung wird nach wie vor zwischen Grundbodenbearbeitung / Saatbettbereitung und Saat unterschieden, und es erfolgt eine Einteilung, ob Arbeitsgänge getrennt / kombiniert bzw. flächig / partiell ablaufen. Bei der Einteilung der Verfahren nach ihrer Eingriffsintensität und -tiefe wird unterschieden zwischen wendender Bodenbearbeitung mit Pflug / nichtwendender Bodenbearbeitung ohne Pflug und Direktsaat. Der etablierte Begriff der „Konservierenden Bodenbearbeitung“, abgeleitet von „conservation tillage“ steht für alle Bodenbearbeitungsverfahren, die pfluglos durchgeführt werden.

Geräte, die bei pflugloser Bearbeitung auch zur Primär- und Sekundärbodenbearbeitung (Grubber, Scheibeneggen) zum Einsatz kommen, werden auch im Pflugsystem als Stoppelbearbeitungsgeräte genutzt. Insbesondere die nichtwendende Bodenbearbeitung ist durch neue Entwicklungen, wie die „Streifenbearbeitung“, stark aufgefächert:

  • Nichtwendende Bodenbearbeitung mit Lockerung beschreibt zunächst die Verfahren, die den Boden tiefer als 10 cm flächig bearbeiten. Dazu gehören Schwergrubber, Scheibeneggen mit Scheiben > 60 cm Durchmesser und Grubberscheibeneggenkombinationen. Dieses Verfahren wird auf Standorten praktiziert, die unter Sauerstoffmangel leiden bzw. wo große Erntereststoffmengen eingearbeitet werden müssen.
  • Bei der Streifenbearbeitung erfolgt die Lockerung partiell in Streifen, um Kosten einzusparen, Bodenschutzanforderungen zu optimieren und das Pflanzenwachstum bei trockenen, wie feuchten Bedingungen zu verbessern. Insbesondere beim absetzigen Verfahren können Güllegaben Unterflur (tiefer 10 cm) bzw. mineralischer Dünger Unterfuß (bis 10 cm tief) gegeben werden. Da mindestens 2/3 der Fläche unbearbeitet bleiben sollen, kann „strip till“ nur bei größeren Reihenweiten (> 45 cm) realisiert werden.
  • Nichtwendende Bodenbearbeitung ohne Lockerung beschränkt sich auf eine maximale Arbeitstiefe von 10 cm, die mit Kurzscheibeneggen bzw. Flachgrubbern zeitlich versetzt vor der Saat erfolgen kann. Humusreiche Standorte mit mittleren Niederschlagsmengen und Ernterestmengen eignen sich für dieses Verfahren.

Bei allen Verfahren kann eine Kopplung von Bodenbearbeitungsgeräten mit der Sätechnik erfolgen, mit mechanischer Saatgutdosierung, mechanischer / pneumatischer Förderung bzw. als Einzelkornsaat. Je mehr Arbeitsgänge kombiniert werden (Primär-, Sekundärbodenbearbeitung und Saat), umso mehr müssen in allen Tiefen die optimale Bearbeitungsfeuchte vorliegen, die Arbeitsgeschwindigkeit zu den Werkzeugen passen und die Traktion der Zugmaschine optimiert sein. Neben zapfwellenangetriebenen Säkombinationen stehen immer mehr gezogene / angehängte Bestellkombinationen zur Verfügung, die vor der Säeinheit über ein Crossboard bzw. Scheiben verfügen. Unter den Sämaschinen werden die Schleppschare immer weiter durch universell einsetzbare Zinken- bzw. Scheibenschare ersetzt. Die Einzelkornsätechnik herrscht bei Früchten mit größeren Reihenabständen vor.
Bei der Direktsaat wird auf jegliche Bodenbearbeitung verzichtet. Bestenfalls kann ein Striegel bzw. ein Mulcher vorgeschaltet werden. Bei der Saat wird der Boden auf weniger als 1/3 der Reihenweite bewegt, maximal bis in die Saatgutablagetiefe. Existieren nur kurze Zeitfenster bis zur Neuaussaat, können zur Rotteförderung des Strohs Mulcher eingesetzt werden, die nach dem Prinzip des Schlegelhäckslers bzw. Sichelmähers arbeiten.

Entwicklungen im Detail

Die Notwendigkeit Erntereststoffe zu zerkleinern, steigt mit dem Anbau von Mais in der Fruchtfolge. Da die Stoppeln sehr rohfaserreich und fest sind, werden stabile Mulcher zum Teil mit Hammerschlegeln mit einem Gewicht bis zu 3 kg gebaut. Um diese Geräte vielseitig zu nutzen, werden sie auch beim Mulchen von Getreidestoppeln und -stroh eingesetzt. Sehr viel Energie sparender sind natürlich Messerwalzen im Frontanbau oder als Vorlaufwerkzeug in Kurzscheibeneggen, allerdings mit einem geringeren Zerkleinerungseffekt. Jegliches Nachzerkleinern erleichtert aufgrund physikalischer Gegebenheiten die Einarbeitung von Reststoffen in den Boden, fördert die Rottegeschwindigkeit durch die vergrößerte Oberfläche, erhöht die Abbauleistung durch Regenwürmer und mindert das Gefährdungspotential für Pflanzenkrankheiten bei der Folgekultur. Auch wird damit im Maisanbau der Überwinterung von Schädlingen vorgebeugt.

Investitionen zur flachen Stoppelbearbeitung werden in den Betrieben in erster Linie vom Silomaisanbau bestimmt. Flachgrubber (max. 15 cm Arbeitstiefe) wie auch Kurzscheibeneggen großer Arbeitsbreite werden im Frühjahr zur Sekundärbodenbearbeitung zum Mais eingesetzt und finden ihren weiteren Einsatzbereich bei der ersten flachen Stoppelbearbeitung – in Kombination mit einfachen aufgebauten Säeinrichtungen auch zur pfluglosen Bestellung von Zwischenfrüchten. Erweitert wird das Segment der Scheibeneggen durch kompakte schwere Kurzscheibeneggen mit Scheibendurchmessern > 60 cm und einem Gewicht/m Arbeitsbreite von ca. 1,5 t. Dies erlaubt eine zweite tiefere Stoppelbearbeitung bis 20 cm und erleichtert die Bodenbearbeitung nach der Silomaisernte, wo ggf. durch Wildschaden verursachte lange Maispflanzen in den Boden eingearbeitet werden müssen. Ersetzen können diese Geräte allerdings nicht die Grubber, wenn es um Krumen tiefe Lockerungsarbeiten geht. Spatenrolleggen haben in Deutschland an Bedeutung verloren, sind lediglich noch in Frankreich zu finden.

Grubber als Universalgerät zur Stoppelbearbeitung und pfluglosen Lockerung von Böden müssen mit einem Scharwechselsystem ausgerüstet sein (8 bis 20 cm Scharbreite) und über eine zweite Walze verfügen – letzteres wird von den Landwirten aus Kostengründen in der Regel nicht realisiert. Die Tiefenverstellung über Hydraulikzylinder ist bei Kurzscheibeneggen häufig anzutreffen, bei Grubbern eher noch die Seltenheit. Selbst wenn noch keine Kombination mit GPS erfolgt, so ermöglicht es doch per Hand die schnelle Anpassung der Arbeitstiefe an unterschiedliche Bodenzustände. Sind diese Geräte aufgesattelt, so ist die Hubkraft des Traktors nicht der begrenzende Faktor. Damit die Hubkraft des Traktors nicht zum begrenzenden Faktor wird, werden technische Lösungen zur Aufsattelung angeboten. Leichtere leistungsstarke Traktoren können besser über Traktionsverstärker am Grubber (Achtung! Ein ausreichendes Einzugsverhalten muss gewährleistet sein) in ihrer Zugkraft gesteigert werden und erhöhen nicht durch fest montierte Radgewichte permanent den Bodendruck. Sie werden damit zu echten Universalmaschinen im Bereich Bodenbearbeitung, Bestellung, Pflege und Ernte.

Schwere Kultureggen bzw. modifizierte Ackerwalzen werden immer wieder angeboten, um passiv die „Kluten“ zu zertrümmern und für ausreichend Rückverfestigung zu sorgen. Als Alternative zur Kreiselegge zerschlagen sie ausreichend Kluten, erzeugen aber oft zu wenig Feinerde im Saatgutablagebereich. Sie zeichnen sich durch eine hohe Flächenleistung, geringen Verschleiß bei einem Gewicht von 1600 kg/m Arbeitsbreite und einen hohen Anschaffungspreis aus.

Verfahren zur Streifenbearbeitung (strip till) wurden bereits in der Systematik erwähnt und gehören zu Verfahren der nichtwendenden / konservierenden Bodenbearbeitung. Die Abfolge der Werkzeuge kann folgendermaßen skizziert werden:

  1. Zinken / Scheiben brechen den Boden auf,
  2. Räumsterne fördern Pflanzenreststoffe zur Seite
  3. Meißelschare lockern den Boden bis in unterschiedliche Tiefe und legen ggf. organischen bzw. mineralischen Dünger ab
  4. ein abrollender Nachläufer sorgt für ein sicheres Verfüllen und Rückverfestigen des Bodens.

Um ein sicheres Verfüllen des gelockerten Schlitzes zu erreichen, wird häufig eine flache Bodenbearbeitung vorweg geschaltet. Für einen hohen Feldaufgang muss in der Reihe ausreichend Feinerde für einen guten Bodenschluss sorgen, insbesondere wenn zu nass oder zu trocken gearbeitet wurde. Vielerorts wird nach einer flächigen Stoppelbearbeitung mit überschaubarem Aufwand eine Zwischenfrucht ausgesät. Im Spätherbst erfolgt dann die Streifenbearbeitung im grünen Zwischenfruchtbestand und im Frühjahr mithilfe von Parallelfahrsystemen die Aussaat der Sommerung (Zuckerrüben, Mais) – eine Umkehrung der Lehrmeinung „erst mechanisch lockern und dann biologisch stabilisieren“. Die Einhaltung der Lehrmeinung würde für die Zwischenfrucht bedeuten, die Streifenbearbeitung vor der Aussaat durchzuführen. Diese und andere Fragen wie

  • Eingriffsintensität der vorgeschalteten Stoppelbearbeitung
  • Eingliederung einer Zwischenfrucht
  • Wie tief und mit welcher Technik hat die Lockerung zu erfolgen?
  • Welche Düngerform und -menge ist wann und wohin zu applizieren?
  • Reicht eine Universaltechnik für alle Früchte in der Fruchtfolge oder sind Spezialmaschinen erforderlich?

sind in den kommenden Jahren von Wissenschaft und Beratung zu beantworten, um dann in den Betrieben Investitionen auf Basis gesicherter Erkenntnisse durchzuführen. In jedem Fall unterliegen alle Maßnahmen zur Bodenbearbeitung und Saat einem Abwägungsprozess zwischen den Anforderungen Pflanzenwachstum, Bodenschutz und Kosten.

Foto: Peter Gaß
Einleitung: Peter Gaß
Text: PD Dr. habil. Joachim Brunotte, Thünen-Institut (vTI), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG), Pressemitteilung Nr. 9 vom 11. Septemer 2013, anläßlich der AGRITECHNICA 2013

Die „Biomethan-Anlage Kroppenstedt (Bördekreis, Sachsen – Anhalt)“ ist im Jahr 2014 auf der Internetseite www.Der-Landwirt-schafft.de das Schwerpunktthema. Die Berichterstattung erfolgt in enger Abstimmung zwischen Peter Gaß, dem Betreiber der Internetseite, und dem Mannheimer Energieversorgungsunternehmen MVV Energie, einem der Betreiber der Anlage. Jeden Monat am ersten Montag erscheint ein Beitrag rund um das Schwerpunktthema. Die Berichterstattung ist in die Bereiche Portrait, Politik und Landtechnik gegliedert. Details dazu können Sie dem Redaktionsplan entnehmen.

 

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