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Stroh rückt im Energiemix in den Fokus

Strohbergung in Sachsen-Anhalt, Foto: Peter Gaß, Leipzig. Stroh aus der Landwirtschaft könnte im künftigen Energiemix Deutschlands eine wichtige Rolle spielen. Bisher wird es von allen Bioreststoffen noch am wenigsten genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Demnach könnten von den insgesamt 30 Millionen Tonnen Stroh, die jährlich in Deutschland anfallen, zwischen 8 und 13 Millionen Tonnen nachhaltig zur Strom- oder Kraftstoffproduktion genutzt werden. Mit diesem Potenzial könnte man zum Beispiel 1,7 bis 2,8 Millionen Durchschnittshaushalte mit Strom und gleichzeitig 2,8 bis 4,5 Millionen Haushalte mit Wärme versorgen. Diese Ergebnisse unterstreichen den möglichen Beitrag von Stroh innerhalb der erneuerbaren Energieträger, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal Applied Energy.

Der „Anbau nachwachsender Rohstoffe in der Verbandsgmeinde Rockenhausen, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz (NaWaRoK)“ ist das Schwerpunktthema auf der Internetseite www.Der-Landwirt-schafft.de im Jahr 2013. Jeden Monat am ersten Montag erscheint ein Beitrag rund um das Schwerpunktthema. Die Berichterstattung ist in die Bereiche Politik, Portrait und Landtechnik gegliedert. Das dritte Portrait von widmet sich dem Stroh als Energieträger für Feuerungsanlagen, die auch in der Verbandsgemeinde Rockenhausen eine Rolle spielten.

Für ihre Potenzialstudie hatten die Wissenschaftler die Entwicklung der in der deutschen Landwirtschaft anfallenden Reststoffe analysiert. Mit 58 Prozent ist Getreidestroh dabei der wichtigste Rohstoff, der jedoch bisher kaum zur Energieerzeugung genutzt wird. Von 1950 bis 2000 stiegt die Produktion an Winterweizen, Roggen und Wintergerste innerhalb Deutschlands deutlich an und ist seitdem relativ konstant geblieben. Um Witterungseinflüsse auszuschließen wurde für die Studie der Mittelwert der Jahre 1999, 2003 und 2007 herangezogen. Im Mittel fielen in diesen Jahren rund 30 Megatonnen Getreidestroh pro Jahr an. Da nicht das gesamte Stroh geborgen werden kann und Stroh auch als Einstreu eine wichtige Rolle in der Viehhaltung spielt, ist von diesen 30 Megatonnen nur rund die Hälfte technisch verfügbar.

Nachhaltige Nutzung

Getreidestroh spielt aber außerdem eine wichtige Rolle in der Humusbilanz der Böden. Das heißt, ein Teil des Strohs muss auf dem Acker verbleiben, damit dem Boden nicht dauerhaft Nährstoffe entzogen werden. Zur Berechnung der Humusbilanz der Böden gibt es drei verschiedene Berechnungsmethoden, die das Wissenschaftlerteam alle durchgerechnet hat. Je nach Berechnungsmethode können 8, 10 oder 13 Megatonnen Stroh pro Jahr nachhaltig zur Energieerzeugung genutzt werden – also ohne Nachteile für die Böden und oder andere Nutzungsformen.

„Damit liegt unseres Wissens jetzt erstmals eine Studie für ein EU-Land vor, die das Potenzial von Stroh für eine echte nachhaltige Energienutzung aufzeigt – inkl. Berücksichtigung der Humusbilanz“,

betont Prof. Daniela Thrän, Wissenschaftlerin an DBFZ und UFZ.

Treibhausgasbilanzen hängen von Nutzungsform ab

Stroh kann also einen Teil zum künftigen Energiemix beitragen. Wie viel es zur Reduzierung der Treibhausgase beiträgt, hängt davon ab, wie das Stroh genutzt wird. Die Reduktion gegenüber fossilen Brennstoffen kann bei Nutzung von Stroh zur Wärmeerzeugung, Kraft-Wärme-Kopplung oder Biokraftstoffproduktion der zweiten Generation zwischen 73 und 92 Prozent betragen. Die unterschiedlichen Treibhausgasbilanzen werfen ein differenziertes Licht auf das Ziel der EU, zehn Prozent des Energieverbrauchs im Transportsektor aus Biokraftstoffen zu decken. Die Studie zeigt erneut, dass die Bioenergienutzung stets die Abwägung verschiedener Faktoren erfordert. Unter den Bedingungen in Deutschland wäre der Einsatz von Stroh in der Kraft-Wärme-Kopplung am klimafreundlichsten. „Stroh sollte daher vorrangig in größeren Heizwerken bzw. Heizkraftwerken zum Einsatz gelangen, allerdings muss die Technologieentwicklung für eine umweltfreundliche Nutzung forciert werden“, betont Dr. Armin Vetter von der TLL, die seit 17 Jahren ein Strohheizwerk betreibt.

Vorbild Dänemark

Die energetische Nutzung von Stroh sollte in Deutschland vor allem in Regionen mit günstigen Konditionen und mit entsprechenden Anlagen aufgebaut werden, lautet das Resümee der neuen Studie. Dann könnte zwar aus Stroh noch lange kein Gold gesponnen werden, aber es würde einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Ein Blick über die Grenze zeigt, was machbar sein könnte, wenn die Weichen optimal gestellt werden würden: Momentan gilt noch Dänemark als weltweit führend bei der Strohnutzung. Vor 15 Jahren wurde dort ein Masterplan eingeführt, der dafür gesorgt hat, dass in Deutschlands nördlichem Nachbarland inzwischen Energie von über 5 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr aus Stroh erzeugt wird.

Text: Tilo Arnhold, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ), Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), Gemeinsame Pressemitteilung, 21. Oktober 2013
Foto: Peter Gaß

Dieser Beitrag wurde geschrieben am Montag, 4. November 2013 und wurde abgelegt unter "B. Schwerpunktthemen, B.08 NaWaRok, 2013, D.04 Ernte, E. Feldfrüchte, E.20 Stroh, K. Medien, K.01 Text".

 

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