Der Landwirt schafft.

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Kurzumtriebsplantagen in der Verbandsgemeinde Rockenhausen

Ernte von Kurzumtriebsplantagen, Foto: fnr Der „Der Anbau nachwachsender Rohstoffe in der Verbandsgmeinde Rockenhausen, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz (NaWaRoK)“ ist das Schwerpunktthema auf der Internetseite www.Der-Landwirt-schafft.de im Jahr 2013. Die Berichterstattung erfolgt in enger Abstimmung zwischen Peter Gaß, dem Betreiber der Internetseite, und Georg Budell von der Verbandsgemeindeverwaltung Rockenhausen. Jeden Monat am ersten Montag erscheint ein Beitrag rund um das Schwerpunktthema. Die Berichterstattung ist in die Bereiche Politik, Portrait und Landtechnik gegliedert. Das erste Portrait von Georg Budell widmet sich den Kurzumtriebsplantagen, die auch in der Verbandsgemeinde Rockenhausen eine Rolle spielen.

Immer mehr Landwirte interessieren sich für Energiepflanzen und damit auch für neue Methoden der Landnutzung. Gerade die sogenannten Kurzumtriebsplantagen (KUP) gewinnen dabei immer mehr Anhänger. Oftmals liegt der Schwerpunkt zunächst darauf, den eigenen Betrieb energetisch unabhängig zu gestalten, aber auch um Hackschnitzel als Brennstoff vermarkten zu können. Bundesweit gibt es ca. 5.000 ha KUP-Anbau mit steigender Tendenz. Die Zielsetzung der Bundesregierung zur Erfüllung der Klimaschutzziele bis zum Jahr 2020 beinhaltet auch die KUP-Anbaufläche auf 450.000 ha auszudehnen, wobei das Potenzial in Deutschland insgesamt noch deutlich höher liegt. Allerdings müssen die Landwirte in vier Bundesländern – darunter auch Rheinland-Pfalz – auf eine Förderung verzichten. Umso beeindruckender ist es, dass somit hier bei uns in der Pfalz echte „Überzeugungstäter“ zu Werke gehen.

In der Praxis werden also schnellwachsende Hölzer, wie Pappeln, Weiden, Eschen und Robinien, bisweilen auch Ahorn und Erlen, auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut. Interessant ist die mögliche alternative Nutzung von Flächen, die z. B. betriebsfern liegen oder eine ungünstige Bonität aufweisen. Seit gut zwei Jahren ist dies problemlos möglich, da die Änderung des Bundeswaldgesetzes im Jahr 2010 KUP und Agroforstsysteme nicht als Wald definiert. D. h. die Flächen bleiben der Landwirtschaft erhalten und somit beihilfefähig, sofern man sich an die maximale Umtriebszeit von 20 Jahren hält.

Einmal anpflanzen, um mehrfach zu ernten, ist die Devise. Nach einer Aufwuchszeit von drei bis fünf Jahren, in Einzelfällen auch länger, sind fünf bis sechs Erntezyklen möglich. Die einer Standzeit der Kultur beträgt 20 bis 30 Jahre. Danach lässt der Wiederaustrieb und die Zuwachsleistung nach und die Fläche sollte neu angelegt oder gewechselt werden.

Die Anlagekosten können sich je nach Kultur und Pflanztechnik auf 2.000 bis 4.000 Euro pro Hektar belaufen. Für das erste Jahr ist ergänzend dazu Aufwand für die notwendige Beikrautregulierung – chemisch und / oder mechanisch – einzuplanen. Sollte keine ausreichende Bodenfeuchte in der Anwachsphase vorliegen, muss auch noch über eine Bewässerung nachgedacht werden. Hat sich die Kultur aber erst einmal etabliert, sind nur noch wenige Probleme zu erwarten. Die Trockenmasseerträge bei den schnellwachsenden Hölzern liegen dann bei erfreulichen 8 bis über 20 Tonnen je Hektar und Jahr.

Einen gewissen Aufwand nötigt dem erfolgreichen KUP-Anbauer nun die Ernte ab, die sich leicht auf bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten belaufen kann. Verschiedene Methoden der Durchführung werden in Anwendung gebracht, so sind starke, entsprechend umgerüstete Feldhäcksler bei großflächigem KUP-Anbau zu bevorzugen, während bei kleinen Flächen auch ein manuelles Ernteverfahren per Motorsäge und Traktor mit Frontlader möglich ist. Die Erntefrage sollte vorab geklärt sein, damit die Reihenabstände maschinengeeignet sind. Dabei wird auch entschieden, ob eine einfache oder eine doppelte Pflanzreihe angelegt wird. Die Art- und Leistungsfähigkeit der Erntetechnik, als auch das gewünschte Ernteprodukt müssen also auf die KUP-Plantage abgestimmt sein. Wird z. B. ein Biomassekraftwerk versorgt, spielt der Feuchtegehalt eine untergeordnete Rolle und bei direkter Lieferung kommt es nicht zu Lagerverlusten. Denn es können schnell 30 % Energieverlust und mehr durch unsachgemäße Lagerung feuchter Hackschnitzel entstehen. Auch Verklumpungen durch die angehende Rotte führen zu Problemen bei den Feuerungsanlagen. Eine technische Trocknung, möglicherweise in Verbund mit der Abwärme einer Biogasanlage, ist unerlässlich. Bei manuellen oder forstlichen Ernteverfahren wird das Material zunächst als Feldmiete ca. ein halbes Jahr vorgetrocknet und dann zentral gehäckselt. Lagerfähige, ausreichend trockene Hackschnitzel sind das Ergebnis. Eine verlustfreie Lagerung, aber auch die Vermarktung an Betreiber kleiner Anlagen – Privatkunden mit einer Hackschnitzelfeuerung – ist ohne trockene Ware nicht durchführbar.

Trockenes Hackgut hat einen Heizwert von etwa 3,8 kWh pro Kilo, erntefrisches nur die Hälfte. Insgesamt ist der Heizwert durch den höheren Rindenanteil etwas geringer als bei Holz. Nichts desto trotz speichert die holzige Substanz viel Sonnenenergie ohne dem Boden allzu viel Nährstoffe zu entziehen. Ein durchschnittlicher Energieertrag von 80.000 kWh je Hektar und Jahr ist möglich, bei einer CO2 Reduktion von 23.500 kg. Dies entspricht einem Heizöläquivalent von rund 8.000 Litern.

Günstig zu beurteilen ist auch die hierdurch erreichte, naturverträgliche Landnutzung. Die biologische Vielfalt wird gefördert, Böden erholen sich und der Pestizideinsatz ist, wenn überhaupt, nur im ersten Jahr ein Thema. In zu großen Schlägen nimmt die Artendichte zur Mitte hin ab. Besonders die Randzonen werden von Vögeln bevorzugt. Insgesamt gelten KUP-Flächen als beruhigte Rückzugsgebiete. Das heimische Wild freut sich sicherlich, weniger bisweilen die Jäger, sobald der Wildschadensfall eintritt. Ja, auch KUP-Flächen sind wildschadenspflichtig, da sie nun einmal landwirtschaftliche Flächen bleiben und keine Sonderkultur darstellen.

Wegen der Nutzungsänderung muss auch eine entsprechende naturschutzrechtliche Genehmigung eingeholt werden, um die Eingriffsfrage in das Landschaftsbild zu klären. Mögliche Empfehlungen hinsichtlich des Ernterhythmus und die Vermeidung von Kahlschlägen können die Folge sein. Dauergrünland sollte dabei auch geschont und möglichst Ackerflächen herangezogen werden. Brach- und ehemalige Stilllegungsflächen, auch Randstreifen und Hanglagen bieten aber ausreichend Potenziale.

In Rheinland-Pfalz liegt der KUP-Anbau derzeit bei etwa 30 ha, während in der Verbandsgemeinde Rockenhausen leicht ca. 3%, also etwa 200 ha der landwirtschaftlichen Fläche von rund 7.000 ha herangezogen werden könnte. Erste Versuche von engagierten Landwirten sind erfolgreich verlaufen und ein flächenrelevanter Anbau ist in Vorbereitung.

KUP-Holz als CO2 neutraler, heimisch erzeugter Energieträger sollte künftig im Zuge der Energiewende seinen Platz als wichtiges Glied des Energiemix einnehmen.


Text: Georg Budell, Verbandsgemeindeverwaltung Rockenhausen
Foto: fnr, Fachagentur nachwachsende Rohstoffe

Dieser Beitrag wurde geschrieben am Montag, 4. Februar 2013 und wurde abgelegt unter "B. Schwerpunktthemen, B.08 NaWaRok, 2013, D. Arbeitsschritte, D.02 Aussaat, D.04 Ernte, E. Feldfrüchte, E.02 Energiepflanzen, E.24 Weitere, K. Medien, K.01 Text".

 

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