Trends bei der Saattechnik
Ressourceneffiziente, boden- und wasserschonende Pflanzenproduktion ist die Basis für eine nachhaltige, sowohl ökologischen als auch ökonomischen Forderungen entsprechenden Landwirtschaft. Diese Art der Landbewirtschaftung wird zu Recht als Präzisionslandwirtschaft bezeichnet. Kern dieser Präzisionslandwirtschaft sind landtechnische Innovationen. In sämtlichen Teilbereichen der Landtechnik, von der Bodenbearbeitung bis zur Ernte, somit auch in der Sä- und Düngetechnik, beherrschen Technologien zur Steigerung der Effizienz die Entwicklung der Landmaschinen. Weniger Arbeitszeit, geringerer Verbrauch an Kraftstoff, Saatgut und Düngemitteln, verbunden mit ökologischen Vorteilen, sind die wichtigsten Ergebnisse.
Um die Arbeitsproduktivität, den Ressourcenschutz und die Energieeffizienz zu verbessern, hält der Trend zur Automatisierung von Arbeitsprozessen in der Pflanzenproduktion weiter an. Aus diesen Gründen bestimmen elektronische Steuer- und Regeleinrichtungen die Ausrüstung von Sämaschinen und Mineraldüngerstreuern, zunehmend unterstützt durch intelligente Software, die ebenfalls unerlässlich wird für steigende Anforderungen der Qualitätssicherung, Rückverfolgbarkeit und Dokumentation von Arbeitsprozessen und Maschinenüberwachung. Führende Hersteller von Sämaschinen und Mineraldüngerstreuern überraschen immer wieder mit Innovationen zur weiteren Verbesserung der Arbeitsqualität und -produktivität.
Entwicklungstrends in der Sätechnik
Mulchsaatfähige Sämaschinen und Airseeder bestimmen seit Jahren das Bild der Sätechnik für Getreide. Ziel von Verbesserungen an Säscharen bei der Ablage des Samens ist es, einen ausreichenden Bodenkontakt herzustellen, um eine sichere Keimung zu gewährleisten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Einhalten einer konstanten Ablagetiefe, auch unter wechselnden Einsatzbedingungen. Die Entwicklung einer automatischen Schardruckregelung ermöglicht hierbei einen wesentlichen Fortschritt (zum Beispiel Lemken). Mittels eines Sensors an der Tiefenführungsrolle werden Veränderungen des Schardruckes erfasst und durch das automatische Schardrucksystem ausgeglichen. Die Ablagetiefe des Saatgutes wird bestimmt durch die Festigkeit des Bodens, die Fahrgeschwindigkeit und den Schardruck. Beim Wechsel von schwerem zu leichtem Boden nimmt der Eindringwiderstand des Säschares in den Boden bei konstantem Schardruck ab. Das tiefere Eindringen des Schares wird durch die Tiefenführungsrolle verhindert, aber der Druck auf die Tiefenführungsrolle nimmt zu. Beim Wechsel von leichtem zu schwerem Boden kann das Säschar bei konstantem Schardruck weniger tief in den Boden eindringen, der Druck auf die Tiefenführungsrolle nimmt ab. Bei zunehmender Fahrgeschwindigkeit steigt die daraus resultierende Auftriebskraft an, das Schar dringt weniger tief in den Boden ein und der Druck auf die Tiefenführungsrolle wird reduziert. Über die zentrale, hydraulische Schardruckverstellung und das Parallelogramm geführte Doppelscheibenschar lässt sich der Schardruck zur Optimierung der Ablagetiefe und der Bedeckungshöhe regeln. Ein Sensor an der Tiefenführungsrolle erfasst die Druckveränderungen an der Rolle und erzeugt ein Signal für die zentrale Schardruckregelung. Beim Wechsel von schwerem zu leichtem Boden wird der Schardruck reduziert, Ablagetiefe und Anpressdruck der Tiefenführungsrolle bleiben unabhängig vom Bodenzustand konstant. Bei zunehmender Fahrgeschwindigkeit erhöht das Regelsystem den Schardruck. Durch die automatische Regelung des Druckes an der Tiefenführungsrolle wird eine gleichmäßige Ablagetiefe, auch bei sich ändernden Bodenverhältnissen und Fahrgeschwindigkeiten, gewährleistet.
Die zunehmende Verbreitung von elektrischen Antrieben zur Saatgutdosierung, von Sensoren zur Kontrolle des Saatgutflusses und zur Körnerzählung sowie von GPS-gesteuerten elektronischen Regelungen der Kornablage kennzeichnet den Schwerpunkt der Entwicklung in der Sätechnik. Daneben ist der Trend zu großen Arbeitsbreiten und zu größeren Behältern für Saatgut und Dünger ungebrochen.
Wenn auch das sogenannte Strip-Till-Verfahren mit gleichzeitiger oder folgender Saat in den nur streifenweise gelockerten Boden auf größeres Interesse in der Praxis stößt als die Direktsaat, bleibt festzustellen, dass auf der Agritechnica 2011 mehrere Hersteller interessante Weiterentwicklungen für die Direktsaattechnik präsentiereten, seien es Detailverbesserungen bei Strohräumern (zum Beispiel Auf der Landwehr) oder bei Nachlaufwerkzügen zur Saateinbettung (zum Beispiel Amazonen-Werke). Daneben sind auch neu konzipierte kompakte Maschinen für kleinere Parzellen (zum Beispiel FOBRO, MORRIS) zu sehen und erstmalig auf einer Ausstellung in Deutschland auch Direktsaatmaschinen der Firma Claydon (UK).
Einzelkornsaat
Bemerkenswert ist der Trend zu höheren Arbeitsgeschwindigkeiten bei der Einzelkornsaat. Nachdem die Amazonen-Werke vor sechs Jahren erstmalig eine entsprechende Maschine vorgestellt haben, präsentieren die Firmen Horsch und Väderstad auf der Agritechnica 2011 ebenfalls Einzelkornsämaschinen mit weiterentwickelter Vereinzelungstechnik, die bei Arbeitsgeschwindigkeiten von 10 bis 12 km/h, und unter günstigen Bedingungen, auch bis zu 15 km/h eine hohe Ablagegenauigkeit gewährleisten. Die hierdurch erreichte signifikante Steigerung der Flächenleistung bei vergleichbarer Ablagequalität wird die Bedeutung der Einzelkornsaat für die Praxis weiter fördern, zumal zu erwarten ist, dass mit dieser Technik in naher Zukunft auch Getreide und Raps gesät werden können.
Die von Horsch vorgestellte Einzelkornsämaschine (8,12 oder 24 Reihen), kombiniert mit einem Säwagen (2000 l Saattank, 7000 l Düngertank), geeignet für die Saat von Mais, Soja, Sonnenblumen und Zuckerrüben, verfügt über ein entwickeltes kompaktes Vereinzelungsaggregat mit elektrisch angetriebener Säscheibe und pneumatischer Förderung der Samen zum Schar. Der elektrische Antrieb ermöglicht ein einfaches Abschalten und Ansteuern einzelner Reihen. Das ISOBUS-Terminal zeigt nicht nur die von Optosensoren gezählten Körner an, sondern auch den Variationskoeffizienten, sowie die Anteile der Doppel- und Fehlstellen. So hat der Fahrer die Vereinzelungsgenauigkeit im Blick und kann sofort auf Abweichungen reagieren.
Text: Prof. Dr. Karlheinz Köller, Universität Hohenheim, DLG, Pressemitteilung Nr. 27 vom 21.09.2011
Foto: Peter Gaß